haben wir es gefunden? Hier, in Nerac stand es jedenfalls in einem Restaurant groß an der Wand:
Gutes Essen und feine Weine, dies ist das Paradies auf Erden….!
Wir grüßen Euch aus dieser wunderbaren Gegend, immer noch aus dem Südwesten Frankreich.
Nach unserer 14 tägigen Rundreise noch einmal an das Mittelmeer, an den „Füßen der Pyrenäen“ entlang, haben wir unsere Berta nun 60 km vor Bordeaux geparkt. Hier hat sich das Landschaftsbild schon sehr verändert, es ist flacher geworden und dichter besiedelt. Eigentlich würden wir am liebsten wieder umkehren in die Gegend Aries, Gers und Garonne. Wer seinen Urlaub dieses Jahr noch nicht geplant hat… nichts wie hin, es gibt viel zu entdecken in diesem interessanten Landstrichen! Nun aber wieder mehr im Detail:
Nach einem kurzen Rundflug mit dem Ex-Mann unserer Gastgeberin Ursula, haben wir unseren Standort bei Toulouse verlassen. Im März hatten wir viel Regen, Wind und nasse Kälte. Die meisten Häuser haben keine Zentralheizung, oft nur einen Holzkamin und so war die Bekleidung im Wohnzimmer, eine Winterjacke. Ich konnte die Zeit Anfang des Jahres gut nutzen, um der Agentur einen neuen Glanz im „World Wide Web“ zu geben. Michael war viel beschäftigt, mit Reparaturen rund um`s Haus, und ich konnte nach so und so vielen Jahren meine handwerklichen Fähigkeiten als Maskenbildnerin wieder aufleben lassen, bei der Wiederherstellung eines Schaukelpferdes nach lebender Vorgabe.
Direkt im Anschluß sind wir zu unserem nächsten Platz nahe dem Ort Nerac, zu Celine und Thibault gereist. Sie restaurieren Stück für Stück ein Altes Landhaus aus dem Familienbesitz.
Der Nachbar ist sein Großvater, der mit 90 Jahren alleine in einem Schloss lebt. Auch in dieser Gegend gibt es viele Castelle und große Gutshäuser. Bis die Reblaus und der Mehltau den Weinanbau zum Erliegen brachten, sind die Leute hier mit Armagnac, den immer noch sehr geschätzten Weinbrand reich geworden. Allerdings ist wohl auch der Eine oder der Andere diesem goldbraunen Getränk verfallen.
Thibault ein lockerer, gesellschaftskritischer Typ, Mitte 30, hat die von den Eltern vorgegebene Banker Kariere verweigert und sich für einen alternativen Lebensstil entschieden. So ist an manchen Tagen, der diplomierte Mathematiker am Morgen per Autostopp zur Schule gefahren, um für ein paar Stunden Mathematik zu unterrichten. Er hat mit Gleichgesinnten ein Netzwerk aufgebaut, wo jeder seine eigene Aufgabe verfolgt, einer backt Brot, mit selbst angebauten alten Korn Sorten, andere haben sich auf Obstanbau und Pflanzenzucht spezialisiert, andere auf Gemüseanbau. Untereinander wird getauscht (ohne Geld!) und der Überschuss auf dem Markt verkauft. Gewohnt wurde meist in einer Jurte, eine Familie hatte sogar zwei miteinander verbunden. Dort bekamen wir die eine oder andere Anregung mit auf den Weg. In dieser Gegend gab es viel intensive Landwirtschaft, auch Monsanto mit seiner Hybridsaatguterzeugung hatte seine Präsenz in Nerac. Wie viele Dörfer und Städte in diesem Landstrich, hat auch Nerac einen mittelalterlichen Stadtkern.
Die Traditionen werden hier noch gelebt, so scheint es jedenfalls. Samstag`s ist Markttag, wo die Leute einkaufen, sich treffen über Wein oder Käse fachsimpeln, einfach über den Markt schlendern und mit genüßlicher Miene überlegen, welche Oliven, Wurst, Käse, Pastete oder was sonst auch immer, sie einkaufen wollen. Der Franzose ist ein Genussmensch. Jede Region erzeugt ihren eigenen Käse, ihren speziellen Wein, was die Menschen schätzen und lieben. Wenn hier gegessen wird, nimmt man sich Zeit. Das Essen wird zelebriert! Es sind meist 3 Gänge, einen kleinen Aperitif vorweg, Salat, Hauptgericht und über den Obstsalat noch ein bis zwei Löffelchen Cointreau, einen Wein, einen Kaffee, die ganze Zeremonie in Geselligkeit, oft mit vielen Menschen an einem großen Tisch, dass braucht natürlich Zeit. Selbst große Supermärkte schließen um 12:00 Uhr um essen zu gehen. Leere Straßen bis 15:00 Uhr, die Menschen sitzen im Restaurant.
Da wir die letzten Monate meist „sesshaft“ waren, packte uns das Reisefieber und wir starteten am 1. April zu einer Rundreise nochmals zurück durch den Südwesten von Frankreich entlang der Pyrenäen nach Perpignan an`s Mittelmeer und wieder zurück. Eine Reise durch verschneite Berge, mediterrane Landschaften, hüglige Weite, friedliche Täler, historische Dörfer und Begegnungen mit freundlichen, normalen, positiven und entspannten Menschen!
Unser jetziger Aufenthalt sollte eine internationale, alternative Lebensgemeinschaft sein. Wir waren dort für drei Tage und haben schnell unseren jetzigen Standort angesteuert. International war die Gemeinschaft schon. Sie bestand aus einem 60 jährigen Holländer, der dem Alkohol sehr zugeneigt war und einer 70 jährigen Französin, die in abenteuerlichen Hütten lebten. Internet gab es in einem „Gemeinschaftsraum“, wo die Mäuse schon zahm waren und sich unbeeindruckt von meiner Anwesenheit weiter auf dem Küchentisch tummelten.
… auf halber Strecke noch schnell ein Waschtag und ab ging es Richtung Montpon.
Noch eine Woche bleiben wir hier, bei Sophie und Phillipe einem netten fröhlichen Rentnerpaar, die seit einem Jahr mit der Restaurierung von ihrem neu erworbenen Landhaus begonnen haben. Morgen gehts nach Bordeaux und Ende der Woche werden wir bis zum nächsten Stopp unterwegs in Richtung Atlantik sein.
Als ich unsere Gastgeberin Sophie nach einem typisch, französischen Gericht dieser Region fragte, sagte Sie mit einem Lächeln: „Wir schauen in den Kühlschrank und aus dem was wir finden, kochen wir etwas. Das ist typisch französisch!“
An diesem Abend gab es eine:
Quiche mit Lauch
Den Teig, eine Art Blätterteig, bekommt man überall schon fertig zu kaufen und er wird nur noch in eine runde flache Kuchenform ausgelegt.
2 Stangen Lauch und 2 Zwiebeln klein schneiden und in Butter, (besser Gee) leicht rösten.
150 g Käse mit 200 ml Sahne 4 Eiern verrühren, salzen, pfeffern evtl. mit Paprika und Muskat würzen und mit der abgekühlten Lauch Zwiebelmischung vermengt auf dem Teig verteilen. Wer es mag kann natürlich auch Schinken unter die Masse rühren. Die Französische Küche ist sehr „fleischlastig“. Das Ganze im Backofen bei 200 Grad 30-40 min backen. Dazu einen frischen Salat mit ein paar frischen Wildkrautern und einem Glas Weißwein!
Bon appétit,
und bis bald sagen Anna, Michael und unsere Dicke!