Nun ist es wieder einmal soweit, dass wir uns mit einem kurzen Bericht bei Euch melden. Noch gar nicht lange her, haben wir einen Gruß vom Polarkreis gesendet, dass war im August. Jetzt grüßen wir Euch aus der Toskana, Gräve in Chianti ca. 25 km hinter Florenz. Hier stehen wir nun schon den 3. Tag auf einem Parkplatz und müssen uns aus verschiedenen Gründen neu orientieren. Mit anderen Worten, es läuft im Süden nicht alles glatt und nach Plan wie im Norden.
Vorab eine kurze Rückschau der vergangenen Wochen. Relativ flott sind wir aus Schweden über Dänemark nach Mecklenburg, mit einem kurzen Stopp an der Ostsee bei Anklam gelandet.Dort hat Michael einen Lehmbaukurs besucht, weiter ging es nach Berlin und Dresden, wo ich viele Termine abgearbeitet habe, über Kassel wegen der Berta zum Check, nach Tirol zum Peerhof. Wir haben ordentlich Gas gegeben, da wir auf keinen Fall in den Schnee kommen wollten, dies gelang allerdings nicht. Am 16.Oktober waren am Morgen in Navis die Berge weiß. Anton und Paul, die Kinder von meinem Cousin Stephan waren glücklich. Gemeinsam verbrachten wir vier entspannte Tage in Tirol. Weitere zehn Tage blieben wir noch am Hof, Michael hat einige Blessuren im Haus beseitigt, sodass die neue Mietsaison beginnen kann. Nach einem kurzen Besuch beim Hans im Zillertal ging es dann los…
Auf in den Süden!
Eins wurde schnell klar, um so südlicher, um so enger wird der Lebensraum. Unser „Zigeunerleben“ war in Schweden durch die Weite der Landschaft wesentlich entspannter. Selbst im Osten von Deutschland ist die Enge mit seinen Reglements schon lästig und anstrengen geworden. So manch eine schlaflose Nacht hatten wir in den Städten, wo wir unser Schlafplätzchen in Nebenstraßen suchten und dann aber feststellen mussten, dass wir z.B. neben einer Diskothek standen. Als der Bass um 4 Uhr verstummte, kam nebenan ein Fuhrunternehmen ins Rollen.
Eine Steigerung ist nun Italien. In Florenz einen Parkplatz finden und dann noch für unsere „Dicke“, möglichst so, dass es nicht auffällt, das wir darin wohnen. Diese Plätzchen haben wir nur mit vielen Abstrichen gefunden, zumal sich „Papa Francesco“ einen Trip nach Florenz gegönnt hatte.
Fluchtartig sind wir weiter in die Toskana gereist, nach Siena, San Gimignano und zu einem ehemaligen Feriendomizil von mir. Dieser abgelegene Hof mitten im Olivenhain ist schwierig erreichbar aber wunderschön in den Bergen gelegen. Nachdem wir die kleine Schotterstraße zwei mal abgelaufen sind haben wir uns entschlossen mit der Berta zu dem paradiesisch, ruhigen, Naturplätzchen zu fahren. Zum Glück dämmerte es schon, sodass wir die tatsächliche Situationen nur teilweise mitbekamen. Was die Ausmaße der Berta betraf hatten wir uns verschätzt. Sie ist eben knapp drei Meter hoch und bis zum Abgrund der Serpentinenstraße fehlten nur wenige Zentimeter. Wir, mit Angststarre in den Knochen und die Berta mit „Antischlupf Einstellung“, schnaufte am nächsten Tag die ausgefahrene, steile Schotterstraße mit ihren Engen wieder zurück. Seelig das es gut ging, schlitterten wir einen Tag später in den nächsten Engpass.
Lucia, eine Freundin von Michael wohnt auf einem „Nobelhügel“ in Florenz. Die enge Gassendurchfahrt mit 10cm Platz links und rechts hat die Dicke super gemeistert. Aber dann von dieser engen Straße aus in das Gartentor abzubiegen, war eine Millimeterarbeit, begleitet mit einem italienischen Hupkonzert. Der Einladung gefolgt, empfing uns auch schon der Bruder der „feinen“ Erbengemeinschaft des Anwesens, allerdings nicht mit offenen Armen. In der folgenden schlaflosen Nacht haben wir den ADAC kontaktiert, mit der Bitte uns einen Profifahrer zu schicken. Lucia hat am nächsten Morgen nach gefühlten 100 Telefonaten einen Fahrer aufgetrieben, der die Berta rückwärts den steilen Weg hoch, durch das Gartentor presste.
Inzwischen haben wir für Korsika von Leuten die wir angeschrieben haben eine Absage erhalten, mit der Begründung: „Die Zufahrt mit einem Wohnmobil ist nur schwer möglich“. Korsika haben wir also ad acta gelegt und wissen noch nicht richtig wo die Reise hingehen soll. Wir wissen allerdings, wo sie nicht hingehen soll…in enge steile Gassen.
Inzwischen stehen wir in Montefiascone am Largo di Bolsena. Ein wunderschöner Kratersee im Norden der Region Latium, nahe Orvieto. Hier ist die Landschaft ursprünglicher und wir empfinden auch die Menschen bodenständiger. In der von Menschen gestalteten Kulturlandschaft der Toskana, die wunderschön anzusehen ist, haben wir uns nicht richtig wohl gefühlt. Ein weiteres Problem, besonders um diese Jahreszeit gut sichtbar, die wunderschönen alten Städtchen und Dörfer sind sehr ausgestorben. Die ländliche Gegend ist wie ein riesiges Freilichtmuseum. Vielerorts sieht man EU geförderte Projekte von öffentlichen Anlagen, die langsam schon wieder zuwachsen. Auch zu unserem Glück gibt es ein Angebot an kostenlosen Stellplätzen für Wohnmobile. Diese Plätze sind sehr schick, aufwendig gestaltet und haben alles was das Herz eines Camperfahreres erfreut. Ob allerdings durch diese Maßnahmen wieder Leben in die Dörfer kommt, ist fraglich. Da sich keiner mehr um diese Anlagen kümmert werden wir mit kostenlosen Strom versorgt. Wir danken der EU für die Spende in dieser kaltenJahreszeit sehr!
Gestern hatten wir einen netten Tag, gemeinsam mit einer Künstlerin, die vor 25 Jahren in diese wilde, ländliche Gegend gezogen ist. Dietlind ist mir vor ca. vier Jahren mit einer Anzeige in der „Schrot und Korn“ aufgefallen. Nach vielem Suchen hatten wir ihr Haus gefunden und wurden mit herzlicher Offenheit empfangen. Eine sehr
interessante Persönlichkeit und beeindruckende Künstlerin,
Dietlind Kinzelmann.
Es geht weiter nach Orvieto und anschliessend Richtung Meer, in der Hoffnung, dass das Klima dort etwas milder ist. Heute ist Sturm angesagt, wir hatten letzte Nacht schon gedacht die Berta will zum Flug abheben, sie blieb aber zum Glück standhaft!
Einen lieben Gruß senden Euch
Heike, Michael und die flotte Italienerin, Berta, eine „Giottiline“, gebürtig in der Toskana 😉
… und hier noch ein leichtes italienisches Rezept aus der Toskana, vor den „schweren Feiertagen“: Kürbis – Lauch überbacken:
Eine große, mit Olivenöl ausgestrichene Auflaufform, mit 1cm dicken Kürbisscheiben auslegen. Den Lauch auf Länge der Form geschnitten und halbiert, kurz in der Pfanne blanchieren und über die Kürbisscheiben legen. Das Ganze mit einer Panade aus Semmelbrösel, geriebenen Mandeln, Salz, etwas Pfeffer und Kurkuma bestreuen. Zum Abschluss alles mit Olivenöl beträufeln und in die Backröhre schieben, ca. 20 min bei mittlerer Hitze backen.
Auch hier passt natürlich ein schöner Rotwein aus der Toskana…:-)